WordPress Support

HootProof: WordPress Support als Geschäftsmodell

Qualität, Flexibilität und Professionalität. Das sind die drei wichtigsten Eigenschaften eines guten WordPress Business, meint Michelle Ratzlaff, Gründerin von HootProof. Eine erfolgreiche WordPress Unternehmerin über den ewigen Konflikt zwischen kostenlos und kostenpflichtig, Preisfindung und Skalierungsmöglichkeiten im WordPress Business.

Um WordPress ist in den letzten Jahren ein riesiger Markt entstanden. Und das nicht nur in den USA. Entwicklung, Support, Hosting und Shops sind da nur einige der vielversprechenden Geschäftsfelder. Michelle, Gründerin von HootProof und erfolgreiche WordPress Unternehmerin, hat ihre Nische gefunden und spricht in ihrem Gastbeitrag über die Wichtigkeit kontinuierlicher Weiterbildung, Qualität der Arbeit und Flexibilität. Wir bei Raidboxes arbeiten schon länger mit Michelle, Niko und Kjell zusammen und empfehlen Kunden mit speziellen Supportanliegen an HootProof weiter.

Ich bin Michelle, Gründerin von HootProof. Nach meinem Informatikstudium habe ich einige Jahre als Softwareentwicklerin gearbeitet, bevor ich mich Mitte 2015 selbständig gemacht habe. Mit meinem HootProof Service biete ich einen WordPress Support Service für Solopreneure und kleine Unternehmen. Mein Team und ich lösen Probleme mit WordPress und setzen Änderungswünsche um. Das heißt, wir beraten beispielsweise bei der Auswahl und Einrichtung von Plugins und Themes, führen Theme- und Pluginanpassungen durch oder richten Mitgliederbereiche ein. In diesem Post schildere ich meinen Weg vom kostenlosen Blog hin zum Dreimannteam.

Am Anfang war der Blog: der Start von HootProof

Den Blog habe ich im Mai 2015 gestartet und im September 2015 kam dann der WordPress Support in der heutigen Form dazu. Zwar habe ich HootProof ganz klar als WordPress Business gegründet, doch die genaue Monetarisierungsstrategie war mir zu Beginn nicht klar. Ich habe mit einem Productized Service experimentiert (Performance Optimierung), begonnen ein kostenpflichtiges Plugin zu entwickeln und natürlich auch an klassische Infoprodukte wie E-Books und Onlinekurse gedacht.

Auf drei Gebiete möchte ich konkreter eingehen, denn aus diesen habe ich besonders viel gelernt:

  • Der ewige Konflikt zwischen kostenlos und kostenpflichtig
  • Die Preisfindung im WordPress Business
  • Die Skalierung

Kostenlos vs. Kostenpflichtig

Gerade mit einem neuen Blog oder einem neuen WordPress Business mit wenig Reichweite ist es sehr schwer, Aufmerksamkeit im Netz zu bekommen. Für mich hat es Monate gedauert, bis der Blogtraffic spürbar zunahm, Kommentare im Blog entstanden sind und sich dies schließlich auch auf meinen Service, also den WordPress Support ausgewirkt hat. Direkte Werbemaßnahmen, wie Facebook Ads oder Google Adsense, haben für mich gar nicht funktioniert – vermutlich, weil sie zu direkt auf den Verkauf ausgelegt waren.

Ganz im Sinne der Thank You Economy habe ich versucht, viel Wissen und sogar meinen Service kostenlos anzubieten. Dabei kam immer ein gedankliches Limit zum Vorschein: Ich wollte nicht zu viel meines Wissens „for free“ preisgeben und womöglich damit meine kostenpflichtige Dienstleistung überflüssig machen.

Andererseits wollte ich unbedingt die Möglichkeit bieten, meinen Service kostenlos und ohne Risiko auszuprobieren, um sich vom Wert zu überzeugen. Zu Beginn habe ich daher mit kostenlosen „Test Tickets“ gearbeitet.

Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die meisten in eine von zwei Kategorien fallen: Entweder sie versuchen das Testticket so gut wie möglich auszunutzen, haben aber eigentlich kein großes Interesse daran, zahlende Kunden zu werden – z.B. weil sie ihren Blog nur als Hobby betreiben oder dann doch lieber selber daran rumwerkeln. Auf der anderen Seite stehen Interessenten, die keine weitere Überzeugung dazu brauchen, dass unser Service genau das Richtige für sie ist und bereit sind, entsprechend dafür zu zahlen. Diese Gruppe setzt sich letztendlich genau aus den Kunden zusammen, mit denen ich zusammenarbeiten möchte und denen ich tatsächlich den bestmöglichen Service bieten kann.

Auch bezüglich Content ist es mittlerweile recht simpel: Die meisten Nutzer finden auf dem Blog und in der Wissensdatenbank viele nützliche Tipps und konkrete Anleitungen, um typische Probleme selber lösen zu können. Im Onlinekurs geht es im Prinzip um ähnliche Themen, doch viel tiefgreifender und stärker strukturiert, als ausführliche Schritt für Schritt Anleitungen in Blogform.

Wer nicht selber Zeit investieren, sondern Aufwand und Risiko lieber ganz abgeben möchte, kann mein Team und mich dann direkt beauftragen. Es besteht also keine direkte Konkurrenz zwischen den verschiedenen Stufen der Hilfe und Selbsthilfe.

Die wichtigste Erkenntnis für ein WordPress Business an dieser Stelle ist also: Gestalte dein Angebot so, dass sich kostenlose und kostenpflichtige Anteil nicht kanibalisieren. Klingt banal, verlangt aber viel Nachdenken darüber, welche Dienste und Informationen du tatsächlich kostenlos abgeben möchtest und wofür du wieviel Geld verlangst.

Vor allem bei WordPress Support ist das Preismodell eine echte Herausforderung

Was den Service angeht, war zu Beginn das Preismodell ein echtes Problem. Aus Angst vor der Konkurrenz und der mehr oder weniger prominenten Vorbilder im englisch- und deutschsprachigen Raum, habe ich mich zu Beginn für ein Flatratemodell entschieden. Damals konnten Kunden also unbegrenzt viele „Tickets“ für einen fixen monatlichen Betrag in Auftrag geben.

Doch selbst nach mehrmaliger Anpassung der Preise und der maximalen Anzahl an Tickets führte dies zu diversen Problemen. Zum einen ist dieses Modell von Natur aus unfair: Manche Kunden zahlten für ein bis zwei Kleinigkeiten im Monat dasselbe, wie andere für viele, deutlich umfangreichere Aufgaben. Wo zieht man die Grenze zwischen einem “Ticket” und einem größeren Auftrag? Zum anderen ist der fixe Preis eine deutliche Eintrittsschwelle für einen potentiellen Neukunden, der sich fragt „Lohnt sich das überhaupt für mich? Kann ich das überhaupt ausnutzen?“. Und zu guter Letzt sah ich keine Lösung, auf dieser Basis meine Teammitglieder fair und aufwandsgerecht zu bezahlen.

Nach ein paar Monaten bin ich beim WordPress Support daher zur stundenbasierten Abrechnung übergegangen. Somit zahlt jeder Kunde für genau den Aufwand, den seine Aufgaben benötigen. Ich hatte zunächst große Angst vor den Reaktionen auf diesen Schritt – doch er war definitiv richtig. Unsere Kunden haben die volle Kostenkontrolle. Sie können beispielsweise Limits setzen und jederzeit die erfassten Aufwände einsehen. Und wir sind nicht mehr auf „Kleinigkeiten“ beschränkt, sondern können Aufträge jeder Größe annehmen – von der Backup Einrichtung bis zur Pluginanpassung. Das ist für alle Beteiligten fair und zielorientiert.

Vom Solopreneur zur Skalierung des WordPress Buisness

Wie die meisten Solopreneure habe ich anfangs alles komplett alleine gemacht. Erst im Mai 2016 habe ich Niko als erstes Teammitglied ins Boot geholt und wenig später kam Kjell dazu. Das hat mir den nötigen Raum verschafft, am Onlinekurs und anderen WordPress Projekten zu arbeiten. Außerdem können wir uns bei kniffligen Aufgaben austauschen und mit Urlaub abwechseln. So muss ich nicht mehr alleine täglich erreichbar sein.

Um uns im Team zu organisieren, habe ich lange nach einer geeigneten Software gesucht. Bis heute habe ich keine gefunden, die alle Anforderungen erfüllt. Daher benutzen wir eine Reihe von mehr oder weniger gut integrierten Tools:

  • HelpScout für den Empfang und die Bearbeitung von Support Tickets
  • Harvest zur Zeiterfassung im Team und Anzeige per API in WordPress
  • Das WordPress Plugin User Frontend Pro für die Registrierung und das Benutzerprofil
  • Das WordPress Plugin Sprout Help Desk zur Integration mit HelpScout
  • ein kleines selbstgeschriebenes Plugin zur Verbesserung der Integration mit HelpScout und Anzeige der erfassten Zeit im Kundenprofil

Insgesamt hat die Skalierung soweit sehr gut funktioniert – mein Team leistet tolle Arbeit und wir ergänzen uns gut mit unseren verschiedenen Fähigkeiten und Erfahrungen. Und genau das ist auch die zentrale Erkenntnis für die Skalierung: Suche dir Leute mit denen du zum einen gut zusammenarbeiten kannst und (vielleicht noch wichtiger) und die zum anderen deine eigenen Fähigkeiten komplementär ergänzen. So schaffst du ein schlagkräftigeres Team und potenzierst die Fähigkeiten deines Business.

Wo steht das Business heute?

Ich lege hier mal ganz ehrlich und offen die Zahlen auf den Tisch. Seit Juni 2016 habe ich allerdings das Wachstum von HootProof vernachlässigt, kaum Content produziert und auch keinerlei andere Marketingstrategien verfolgt. Infolgedessen wächst der Support Service langsam durch Empfehlungen und die aktuelle Onlinepräsenz. Ich bin überzeugt, dass er wesentlich schneller wachsen könnte, wenn ich mehr Aufmerksamkeit auf Social Media, neue Blogartikel und gezielte Werbung legen würde.

In den letzten 6 Monaten hat der WordPress Support durchschnittlich etwa 3000€ monatlich (netto) eingebracht. Ein Großteil des Umsatzes gebe ich wiederum für mein Team aus und ca. 100€ monatlich für die oben genannten Tools.

Was macht also ein erfolgreiches WordPress Business aus?

Der Markt rund um WordPress ist riesig, aber zunehmend umkämpft, mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum. Leider ist aber auch Halbwissen weit verbreitet und viele Freelancer bieten ihre Dienste immer noch zu Dumpingpreisen an. Hinzu kommt, dass sich WordPress und die Landschaft drum herum rasend schnell entwickelt – Weiterbildung und kontinuierliche, intensive Arbeit mit WordPress sind da unerlässlich.

Die Chance liegt hier meiner Meinung nach darin, eine gut definierte Nische zu finden und darin unschlagbarer Experte zu werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Productized Service zur WooCommerce Einrichtung. Denn WooCommerce ist ein umfassendes Thema mit vielen Fallstricken und Möglichkeiten. Mit einem großen Erfahrungsschatz und tiefem Wissen kann man hier sehr viel Wert für eine zahlungsbereite Zielgruppe schaffen.

Zudem würde ich immer auf Qualität statt Preis setzen. Unser Stundensatz ist bewusst hoch angesetzt, denn wir wollen Kunden, die ihr WordPress Projekt professionell angehen und unsere Arbeit wertschätzen.

Heißt zusammengefasst:

  • Qualität steht an erster Stelle – sich über den Preis zu differenzieren ist meines Erachtens keine gute Strategie in diesem Markt (eigentlich in keinem digitalen Markt).
  • Professionalität – klare, zielorientierte Kommunikation mit deinen Kunden, professionelle Arbeitsweise mit hohem Qualitätsanspruch.
  • Du musst in dieser sich schnell wandelnden Welt auf dem aktuellsten Stand bleiben. Das passiert fast automatisch, wenn du kontinuierlich mit WordPress arbeitest.

Fazit: Ein WordPress Business lässt sich sehr schnell und mit wenig Aufwand starten. Doch die Skalierung ist naturgemäß ein viel schwierigeres Thema. Qualitätsanspruch und Teamorganisation müssen bedacht werden.

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3 Kommentare zu “HootProof: WordPress Support als Geschäftsmodell

  1. Sehr guter erklärt das alles. Vielen Dank.
    Nur die Preise für die Hilfe müssen in Deutschland INKLUSIVE Mehrwertsteuer ausgewiesen werden. 😉

    1. Hallo Mark,

      Danke dir! Soweit ich weiß dürfen Preise exkl. Umsatzsteuer ausgewiesen werden, wenn sich das Angebot an Unternehmer richtet, was bei mir ja ganz klar der Fall ist.

    2. Hi Mark,

      das mit der Mehrwertsteuer liegt tatsächlich am Screenshot, geht also auf meine Kappe 🙂 Ich werde das gleich ergänzen.
      Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt.

      Wo wir gerade bei den Preisen sind: Was hältst du als WP-Profi von der Preisgestaltung?

      Viele Grüße und schonmal ein schönes Wochenende!

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