Feedback Culture

Feedbackkultur im Team entwickeln: 10 Tipps

Feedback ist eigentlich ein alter Schuh. Trotzdem wird es viel zu häufig falsch angewendet. Wer einmal in einer richtigen Feedbackkultur gearbeitet hat, der weiß um die transformative Wirkung. Im folgenden Artikel gebe ich dir zehn Tipps, wie du eine positive Feedbackkultur im Team entwickeln kannst.

Feedback hat irgendwie jeder schon einmal gehört. Die meisten von uns waren auch schon einmal in der Situation, Feedback zu geben oder zu erhalten. Ich selbst bin das erste Mal in meiner Studentenorganisation AIESEC mit einer richtigen Feedbackkultur in Berührung gekommen. Für mich war es eine Erleuchtung. Offenes und ehrliches Feedback hat mich von allen persönlichen und fachlichen Fortbildungen am meisten weitergebracht.

Bei Raidboxes ist Feedback ein integraler Bestandteil der Unternehmenskultur geworden. Bevor ich dir in den zehn Tipps verrate, wie du deine Feedbackkultur noch weiter verbessern kannst, werfen wir noch einen kurzen Blick darauf, was eine gute Feedbackkultur überhaupt ausmacht und welche Vorteile sie hat.

Warum Feedback? Die Vorteile im Überblick

Feedback ist in vielen Firmen eine Pflichtveranstaltung. Einmal pro Jahr werden die Mitarbeitenden zum Evaluationsgespräch gebeten, zumindest wenn der Vorgesetzte nichts Wichtigeres zu tun hat. Wenn du Feedback so handhabst, ist das aber verschenktes Potenzial.

Richtig eingesetzt bringt eine starke Feedbackkultur folgende Vorteile mit sich:

  • Persönliche Konflikte lassen sich schneller und effektiver lösen.
  • Missverständnisse in der Kommunikation lassen sich schneller klären.
  • Aggressionen und Frust werden beim Feedbackgeber abgebaut, bevor sie eskalieren.
  • Der Feedbacknehmer lernt seine Stärken und Schwächen deutlich besser kennen. So werden auch Entwicklungschancen deutlich.
  • Fremd- und Selbstwahrnehmung werden abgeglichen. Der Feedbacknehmer bekommt seinen „blinden Fleck“ aufgezeigt (Johari Fenster).
  • Die gegenseitigen Erwartungen sind klar kommuniziert. Alle wissen, woran sie sind. Das sorgt im Arbeitsalltag für Orientierung und Sicherheit.
  • Die Zusammenarbeit läuft reibungsloser, wenn Störfaktoren im Feedbackgespräch aus dem Weg geräumt wurden.
Feedback Culture Johari Window
Der sogenannte „Blinde Fleck“ ist der Bereich, der anderen bekannt ist, dessen man sich selbst aber nicht bewusst ist.

Insgesamt legt eine positive Feedbackkultur im Team den Grundstein für eine gute und effektive Zusammenarbeit. Sie fördert offene Kommunikation und schafft Raum für Ideen. Zwischen Feedbackgeber und Feedbacknehmer entsteht bestenfalls ein Verhältnis, das von Wertschätzung geprägt ist.

Außerdem sorgt eine starke Feedbackkultur dafür, dass dein Team sich weiterentwickelt. Der offene Austausch deckt Schwachstellen auf oder zeigt umgekehrt, dass du gemeinsam mit deinem Team auf dem richtigen Weg bist.

Was macht eine gute Feedbackkultur aus?

Offenheit und Vertrauen sind die beiden wichtigsten Bausteine, wenn du eine gute Feedbackkultur im Team entwickeln möchtest. Beides sollte, genauso wie das Feedback-Geben an sich, fest in der Unternehmenskultur verankert sein.

Dabei geht es nicht nur um Vertrauen innerhalb der Teams, sondern auch hierarchieübergreifend. Feedback sollte sowohl horizontal (also unter Kolleg:innen) als auch vertikal zwischen verschiedenen Ebenen im Unternehmen möglich sein.

Wichtig ist auch, dass Feedback kontinuierlich gegeben wird – sich einmal jährlich zusammenzusetzen, macht noch lange keine Feedbackkultur (siehe dazu auch Tipp 8).

Feedback Tipp #1: Vorher Notizen machen

Dies wird häufig vernachlässigt oder als unnötig erachtet. Natürlich kannst du spontan einer Person ein paar Feedbackpunkte nennen. Insbesondere, wenn du eigentlich nur deine Kritik loswerden möchtest.

Für ein angemessenes und ausgewogenes Feedback solltest du dir allerdings mindestens zehn Minuten Zeit nehmen und sowohl positive als auch verbesserungswürdige Aspekte notieren. Du wirst erstaunt sein, was dir alles noch einfällt.

Feedback Tipp #2: Der Power Burger

Der wichtigste Aspekt beim Geben von Feedback ist die Struktur und Art und Weise, wie es gegeben wird. Hier gibt es zahlreiche Methoden. Besonders berühmt ist der Power Burger.

Feedback Culture Power Burger
Eine bekannte Feedbackmethode ist der „Power Burger“, auch bekannt als „Sandwich Strategie“.

Bei einem Burger gibt es zunächst die Burger Buns, die das Fleisch (die Kritik) umhüllen. Am Anfang solltest du dem Adressaten deines Feedbacks sagen, was du an ihm schätzt und welche positiven Aspekte es bei ihm hervorzuheben gilt. Diese erste Einführung dient dazu, dass sich das Gegenüber öffnet und das folgende Feedback mit einem besseren Gefühl entgegennehmen kann.

Insbesondere, wenn du selbst aus irgendeinem Grund aufgebracht und viel auf negative Aspekte konzentriert bist, denke daran: Es gibt immer positives Feedback zu einer Person. Wenn dir spontan keine Punkte einfallen, solltest du dich in Ruhe hinsetzen und darüber nachdenken.

Nun folgt die konstruktive Kritik, also das Fleisch im Feedback Burger. Die zwei folgenden Tipps geben dir noch genauere Hinweise, wie du diese am besten formulierst.

Zu guter Letzt solltest du mit etwas Positivem abschließen. Dies ist das letzte Burgerbrötchen und rundet das Gespräch ab. Beide Seiten gehen mit einem besseren Gefühl aus dem Gespräch. Beispiel:

„Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh, dich als Teammitglied dabei zu haben und bin sehr zuversichtlich, dass du dich in dem Bereich deutlich verbessern kannst.“

Feedback Tipp #3: Kritik immer aus der Ich-Perspektive

Beim Feedback teilst du nur deine eigene subjektive Perspektive mit jemandem. Hier gibt es per se keine objektive Wahrheit, sondern höchstens Intersubjektivität (mehrere Personen nehmen den gleichen Sachverhalt wahr).

Daher ist es ganz wichtig, dass Kritik aus der Ich-Perspektive formuliert wird. Gerade, wenn du noch nicht häufig Feedback gegeben hast, ist dies überhaupt nicht selbstverständlich. In unserem Alltag kommunizieren wir nämlich in der Regel in der Du-Form.

„Du arbeitest schlampig.“ (Du-Perspektive)

„Mir scheint es, als könntest du noch daran feilen, wie gründlich du Aufgaben erledigst.“ (Ich-Perspektive)

Formulierungen aus der Ich-Perspektive enthalten häufig folgende Phrasen:

„Ich nehme dies … wahr.“
„Aus meiner Sicht …“
„Mir kommt es so vor, dass …!“
„Ich fühle mich …“
„Mir scheint es, als …“

Wenn dein Gegenüber anfängt, mit dir zu diskutieren, ist es ein gutes Indiz dafür, dass du in die Du-Perspektive gerutscht bist. Gerade Du-Formulierungen werden häufig als Angriff aufgefasst.

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Feedback Tipp #4: Konstruktive Vorschläge mitgeben

Dem Gegenüber mitzuteilen, was dir nicht so gut gefällt, ist ein erster Schritt. Allerdings sollte sich daran ein konkreter Hinweis anschließen, was du dir als Verbesserung wünschst. Nur so kann der Feedbacknehmer auch wirklich etwas ändern und deinen Erwartungen in Zukunft entsprechen.

Beispiel: „Ich würde mir wünschen, dass du mich die nächsten Wochen über deine Arbeit schauen lässt, um die Gründlichkeit zu checken.“

Feedback Tipp #5: Nach der anderen Perspektive fragen

Bei deinem Feedback sollten Diskussionen unbedingt vermieden werden. Sie haben in einem Feedbackgespräch nichts zu suchen, da der Feedbackgeber nur seine subjektive Wahrnehmung teilt.

Trotzdem macht folgende Frage am Ende eines Gesprächs Sinn:

„Wie siehst du das?“

Hiermit gibst du deinem Gegenüber die Möglichkeit, seine Perspektive zu teilen. Im Optimalfall – und das kommt durchaus häufig vor – sieht er es genauso. Sollte der Feedbacknehmer anderer Meinung sein, ist das auch völlig in Ordnung. Hier liegt es an dir, seine Wahrnehmung zu respektieren.

Feedback geben

Der Feedbacknehmer hat drei Möglichkeiten, mit Feedback umzugehen:

1. Kommunikation anpassen

Aus seiner Sicht kann das Feedback falsch sein. Für ihn kann es bedeuten, dass er bestimmte Aspekte in seiner Kommunikation verbessern muss, um beim Gegenüber eine andere Wahrnehmung zu erzeugen.

Der Feedbacknehmer begutachtet beispielsweise nach dem Erledigen der Arbeit noch einmal in Ruhe seine Arbeit, um zu prüfen, ob andere Personen sie auch verstehen können. Der Feedbackgeber könnte seine Arbeit eventuell als Einziger unübersichtlich finden. Um Missverständnisse zu vermeiden, könnte der Feedbacknehmer nun darauf achten, deutlich zu kommunizieren, dass er schon extra prüft und andere Personen die Arbeit als übersichtlich empfinden. Ein Beispiel für eine angemessene Reaktion:

Ich kann verstehen, dass dieser Eindruck entstanden ist und werde darauf achten, die Ergebnisse eher in deinem Stil zu strukturieren, falls sie für dich relevant sind.

2. Annehmen und Verbesserung einleiten

Unter Umständen teilt der Feedbacknehmer die Kritik. Er passt sein Verhalten entsprechend an, um in Zukunft seine Ergebnisse zu verbessern.

“Ich kann verstehen, dass hier eine andere Struktur gefordert wird und werde mir überlegen, wie ich das ändern kann.“

3. Wahrnehmen und Verhalten nicht anpassen

Der Feedbacknehmer teilt die Kritik nicht und möchte sein Verhalten nicht weiter anpassen. Auch das ist legitim, kann auf längere Sicht allerdings negative Konsequenzen haben.

“Aus meiner Sicht ist es übersichtlich und ich halte es für angemessen, auch andere Personen sollten damit arbeiten können.“

Feedback Tipp #6: Selbst nach Feedback fragen

Wie etablierst du nun eine richtige Feedbackkultur im Unternehmen? Eine Kultur, in der Kollegen auch untereinander Feedback geben und es nicht immer die Führungskraft ist, die andere kritisiert.  

Da wir bei Raidboxes Holokratie nutzen, lag der Gedanke nahe, bei den monatlichen Governance Meetings auch einen Slot für Feedbackgespräche freizuhalten. Zu mehr Feedback hat dies allerdings nicht geführt.

Ziel sollte es sein, dass jeder sowohl Feedback gegeben als auch Feedback empfangen hat. Am besten mehrfach und auf eigene Initiative hin.

Um eine echte Feedbackkultur in Gang zu bringen, empfehlen sich folgende Punkte:

  • Auch als Führungskraft bei anderen nach ihrem Feedback fragen. Das Feedbackgespräch kann von vornherein auf Beidseitigkeit angelegt sein.
  • Selbst regelmäßig Feedback geben. Wenn jemand erfährt, dass Feedback nichts Schlimmes ist und Teil einer offenen Kultur, wird auch eher selbst Feedback gegeben.
  • Diskussionen immer offen führen. Wenn auch bei Sachdiskussionen nichts verschwiegen wird, herrscht auch bei persönlichen Beziehungen eine offene Kommunikationskultur.
  • Sich öffentlich gegen Lästern aussprechen. Lästern hat in einem Unternehmen nichts zu suchen. Wenn jemand Probleme mit einer Person hat, sollte schnellstmöglich das Feedbackgespräch gesucht werden. Dies sollte bei den ersten Tendenzen von Lästereien direkt öffentlich klargestellt werden.

Feedback Tipp #7: Mediatoren einschalten

Manchmal kann es passieren, dass besonders schwerwiegende Konflikte im Team auftreten. Für diese Fälle sollte es eine Mediatorrolle im Unternehmen geben, die dann den Feedbackprozess moderiert und auf oben genannte Punkte achtet.  

Diese Person sollte nach Möglichkeit Moderationserfahrung und Feedbackerfahrung mitbringen und nicht Teil der Geschäftsführung sein. So kann sie auch bei kritischen Themen für ein ausgewogenes Machtverhältnis sorgen.

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Feedback Tipp #8: Feedback auch spontan geben

Ein großer Fehler ist es, wenn die Feedbackkultur zu einer formalen Aktion verkommt. Im schlimmsten Fall sitzt man einmal pro Jahr zusammen und arbeitet eine Checkliste ab, ohne offen und ehrlich miteinander zu sprechen. Viele Punkte im Laufe des Jahres sind schon wieder vergessen und für Verbesserungsvorschläge fehlen konkrete Beispiele. Gewisse Meinungen über andere Personen haben sich bereits verfestigt, da sie keine Chance hatten, ihr Verhalten zu korrigieren.

Daher kommt es bei Raidboxes auch durchaus vor, dass eine Person mehrmals pro Quartal Feedback erhält oder dies aktiv einfordert.

Feedback Tipp #9: Feedback darf auch nur positiv sein

Häufig herrscht die landläufige Meinung, dass Feedback per se schlecht sein oder immer Kritik beinhalten muss. Dies ist aus meiner Sicht nicht so. Gerade besonders gute Mitarbeiter:innen machen häufig alles richtig und begeistern damit, dass sie Erwartungen übertreffen und es gar keinen großen Redebedarf gibt.

Trotzdem solltest du dich mindestens jedes halbe Jahr einmal kurz mit den anderen zusammensetzen und ihnen mitteilen, wie sehr du ihre Arbeit schätzt. Gerade, wenn es in der Vergangenheit auch Kritikpunkte gab, ist es besonders  schön, die Rückmeldung zu bekommen, dass diese nicht mehr als solche wahrgenommen werden und die eigene Weiterentwicklung geschätzt wird.

Feedback Tipp #10: Feedback zielgerichtet geben

Gerade, wenn es schon viele Feedbackgespräche gab, können Situationen entstehen, in denen man sich nichts mehr Neues zu sagen hat. Daher ist es wichtig, Feedback in die Personalentwicklung einzubeziehen.

Es bringt letztendlich nichts, jemandem konstant seine Stärken und Schwächen vorzuhalten. Ziel sollte es sein, dass jeder nach seiner individuellen Persönlichkeit in Bereichen arbeitet, die den Stärken entsprechen. Feedbackgespräche sollten daher auch durchaus Anlass sein, Stellenbeschreibungen zu ändern.

Am besten orientiert sich Feedback an einem Stärkenprofil, welches jeder im Optimalfall erreicht. Dieses kann aufgeteilt sein nach fachlicher, sozialer, strategischer, methodischer und persönlicher Kompetenz. An das Erreichen der Kompetenzen können entsprechende Beförderungen geknüpft sein. So herrscht im Unternehmen eine breite Transparenz darüber, was erwartet wird. Durch die Feedbackgespräche weiß dann jeder, wo er gerade steht, ohne konstant auf Defizite aufmerksam gemacht zu werden.

Fazit – Feedback will geübt sein

Ich hoffe, du konntest noch den ein oder anderen Punkt mitnehmen, um deine Feedbackkultur (oder die deines Teams) weiter zu verbessern. Konstruktives Feedback geben und erhalten mag sich zwar zunächst einfach anhören – in der Realität erfordert es allerdings besonders bei negativer Kritik durchaus Feingefühl und Übung.

Wie du gesehen hast, gibt es einige Aspekte, die es beim Thema Feedback zu beachten gilt. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Üben!

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