Gender inclusive language at Raidboxes

Gendersensible Sprache: Zwischen Wahn und Sinn

Die Debatte um das Gendern wird schon seit einigen Jahren kontrovers diskutiert: Die einen finden geschlechtergerechte Sprache überflüssig, die anderen extrem wichtig. Warum polarisiert das Thema so sehr? Wie kriegen wir es hin, dass Sprache möglichst gerecht ist? Und kann Sprache überhaupt unser Denken und somit auch unser Verhalten verändern?

Wir bei Raidboxes haben uns intensiv mit dem Thema gendersensible und diskriminierungsfreiere Sprache beschäftigt. Und genau darum soll es in diesem Beitrag gehen: Warum und wie gegendert werden sollte – oder eben auch nicht

Gendern soll eine Alternative zum generischen Maskulinum bieten. Doch macht eine geschlechtergerechte Sprache die Welt wirklich gerechter? Es gibt genug Argumente, die für oder gegen das Gendern sprechen. Bevor wir uns diese genauer anschauen, müssen wir erstmal ein paar Basics klären.

Was bedeutet Gendern? 

Beginnen wir mit dem Wichtigsten: Was ist Gendern überhaupt? 

Der Online-Duden definiert Gendern als “das Gender-Mainstreaming (auf etwas) anwenden”. Gender-Mainstreaming bezeichnet die “Verwirklichung der Gleichstellung von Mann und Frau unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Lebensbedingungen und Interessen”.

Mit anderen Worten: Beim Gendern geht es darum, alle Menschen sprachlich benennen zu können, zu integrieren – und damit in gewisser Weise zu respektieren. Das Ziel ist es, alle anzusprechen und zu inkludieren. 

In der Praxis bedeutet Gendern das Nennen aller oder beider Geschlechter im Sprachgebrauch, und nicht mehr nur das Nennen der männlichen Form. Zum Beispiel wird Leser nicht mehr als gebräuchliche Form verwendet, sondern durch neutrale Formulierungen wie Lesende ersetzt. 

Wer richtig gendern will, kann aus einer breiten Palette an Möglichkeiten wählen, dazu kommen wir jetzt.

Gängige Schreibweisen im Überblick

Im Deutschen gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu gendern. In schriftlicher Form kann das Gendern durch eine Kennzeichnung via Doppelpunkt, Sternchen & Co. erfolgen.

Diese sogenannten Genderzeichen sollen typografisch zum Ausdruck bringen, dass Personen- oder Berufsbezeichnungen sowohl die männliche, die weibliche als auch die diverse Form miteinbeziehen. Einige Schreibweisen hast du sicher schon mal gesehen, zum Beispiel Mitarbeiter:innen, Expert*innen oder KundInnen. In gesprochener Form wird eine längere Pause zwischen Wortstamm und Endung gelassen.

Schauen wir uns die beliebtesten Varianten anhand des Beispiels Leser an.

1. Möglichkeit: Genderzeichen

Beim Schreiben kannst du zwischen Leser und innen einen Doppelpunkt, ein Sternchen oder einen Unterstrich setzen. Oder du schreibst das I von innen groß: 

  • Leser:innen
  • Leser*innen
  • Leser_innen
  • LeserInnen
Genderzeichen
Genderzeichen im Überblick auf genderleicht.de

2. Möglichkeit: Beidnennung

Mit der Beidnennung beziehungsweise Paarform sprichst du Personen an, die sich als Männer und Frauen identifizieren:

  • Leserinnen und Leser

3. Möglichkeit: Neutrale Formulierung

Oder du benutzt eine geschlechtsneutrale Formulierung. Beachte hierbei allerdings, das diese nicht bei allen Wörtern gut funktioniert:

  • Lesende 

Haben wir keine anderen Probleme? 

gender-inclusive-language
Auszug aus einem Videobeitrag von psychologeek

So weit, so gut. Vielleicht stellst du dir spätestens jetzt die Frage: Welches Problem haben wir eigentlich? Und vor allem: Ist das überhaupt ein Problem? Und ist dieses Thema wirklich so wichtig?

Es gibt ein Phänomen, das die Autorin Caroline Criado-Perez in ihrem Sachbuch Invisible Women als “male unless indicated otherwise” bezeichnet. Dies bedeutet, wir lesen die meisten Bezeichnungen als männlich, außer sie sind eindeutig als nicht männlich markiert. Wir nehmen sprachlich eine Standardform an, und diese ist unangefochten die maskuline Form.

Das generische Maskulinum

Wie schon erwähnt, gibt es in unserer Sprache etwas, was bestimmte Menschen ausgrenzen kann: das sogenannte generische Maskulinum. Alle Personen mitzumeinen, obwohl grammatikalisch nur Männer gemeint sind – dieser Anspruch scheint nicht zu funktionieren. Es ist also häufig alles andere als klar, dass wirklich alle gemeint sind. 

Was ist das generische Maskulinum?

Bei dem generischen Maskulinum handelt es sich um die Verwendung des maskulinen Genus für die Nennung gemischtgeschlechtlicher Gruppen. Wenn das Geschlecht nicht bekannt ist oder wenn wir eine Gruppe von mehreren Menschen verschiedenen Geschlechts meinen, verwenden wir im Deutschen das generische Maskulinum: die Zuhörer.

Globale Sprachen lassen sich in Bezug auf das Geschlecht in drei Kategorien einteilen:

  1. geschlechtsspezifische Sprachen wie Spanisch, Französisch und Deutsch (wo Substantive und Pronomen ein Geschlecht haben)
  2. geschlechtslose Sprachen wie Mandarin, Ungarisch und Finnisch (wo Substantive und Pronomen kein markiertes Geschlecht haben) und 
  3. Sprachen mit natürlichem Geschlecht wie Englisch (mit geschlechtsspezifischen Pronomen und geschlechtslosen Substantiven)

Studien zeigen allerdings, dass Länder, die geschlechtslose Sprachen verwenden, nicht unbedingt in puncto Gleichstellung weit vorne sind.

Das generische Maskulinum kommt auch im Englischen vor: So gibt im Englischen zwar den Zusatz female – beispielsweise bei aktuellen Buzzwords wie Female Leadership, Female Founder und so weiter. Allerdings gibt es nur in Ausnahmefällen den Zusatz male. Die Autorin Caroline Criado-Perez bringt genau dieses Prinzip auf den Punkt: “The male sex goes without saying”

Gendern – Worum geht es eigentlich?

Mehrere Studien belegen, dass das generische Maskulinum nicht neutral gelesen wird, sondern vorwiegend männlich. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Gender-Debatte.

In Invisible Women nennt die Autorin dazu ein kleines, aber signifikantes Beispiel: Emojis. Als Emojis erstmalig eingeführt wurden, haben alle Plattformen ihre Emojis nur männlich designt und codiert – ohne, dass es vom Standard Unicode so vorgegeben wurde.

Ein Wort wie runner wurde ausschließlich als male runner gelesen. Das Beispiel zeigt: Selbst neutrale Formulierungen wecken in unserer Gesellschaft männliche Assoziationen. Unicode hat darauf reagiert und festgelegt, dass alle Emojis gegendert werden müssen. Zuerst folgten weibliche Emojis, später kamen auch genderneutrale Emojis dazu. 

Kritische Stimmen des Genderns argumentieren in diesem Sinne häufig, dass wir lieber geschlechtsneutrale Begriffe einführen sollten, anstatt alle Geschlechter zu benennen.

The truth is that getting rid of the generic masculine would only be half the battle: male bias is so firmly embedded in our psyche that even genuinely gender-neutral words are read as male.

Caroline Criado-Perez

Das Zitat verdeutlicht: Wenn wir anstelle von drei geschlechtsspezifischen Emojis nur ein gschlechtsneutrales Emoji verwenden würden, wäre das keine Lösung. Der Grund ist, dass die meisten Menschen dieses Symbol immer noch als männlichen Jogger gelesen hätten.

Warum Gendern (kein) totaler Unfug ist

Eine aktuelle Meinungsumfrage mit 2.000 befragten Personen hat ergeben, dass weniger als 30 Prozent der deutschen Bevölkerung gendergerechte Sprache wichtig finden. Der Rest ist entweder dagegen oder zuckt mit den Schultern:

Survey-gender-inclusive-language
INSA-Befragung: Wie wichtig ist Gendern?

Wie bereits erwähnt, gibt es genug Argumente, die gegen das Gendern sprechen. Zum Beispiel, dass die Lesbarkeit und Verständlichkeit von Texten verschlechtert werden kann. Gegenderte Texte sind länger, enthalten komische Sonderzeichen mitten im Wort und lenken womöglich vom eigentlichen Inhalt des Textes ab. Aber zerstört das Gendern wirklich unsere Sprache?

Kritikpunkt #1 

Bei all den großen, globalen Problemen unserer Zeit – müssen wir uns da wirklich mit so etwas Banalem beschäftigen?

Ja, tatsächlich gibt es Dinge, die wichtiger sind. Wir haben vor allem im Jahr 2021 Probleme, die dringlicher und wichtiger sind. Nur darum geht es beim Gendern eigentlich nicht. Wenn wir das generische Maskulinum verwenden, hat das Konsequenzen auf unsere Denkweise und Wahrnehmung, dazu später mehr.

Die Gender-Debatte zeigt noch mehr: Wenn wir es nicht einmal schaffen, etwas vermeintlich Banales wie das Gendern einzuführen, wie können wir dann weitere Schritte zur Gleichberechtigung gehen? Unsere Sprache ist ein relativ leichtes Ventil, das alle Menschen selbst bei sich anwenden können.

Kritikpunkt #2

Gendern verhunzt die Sprache und ist grammatikalisch falsch.

Orthografie, korrekte Grammatik, Lesbarkeit und Verständlichkeit haben Priorität. Aber Grammatik ist menschengemacht und genauso kann sie auch von uns Menschen geändert werden. Wir sprechen und schreiben heute auch nicht mehr wie früher.

Genauso wie wir festgelegt haben, dass am Anfang großgeschrieben wird, können wir auch neue Regeln festlegen. Zum Beispiel, dass es grammatikalisch korrekt ist, zu gendern – in welcher Form auch immer.

Sprache war noch nie in Stein gemeißelt und Sprache entwickelt sich weiter, insbesondere aufgrund kultureller und sozialer Einflüsse. Alte Begriffe werden ständig durch neue ersetzt.

Übrigens wurde gendergerechte Sprache an einigen Universitäten bereits verpflichtend eingeführt.

Kritikpunkt #3

Das ist mir alles viel zu aufwendig und kompliziert mit dem Gendern. 

Gendern bringt Veränderungen hervor. Es ist ein Stück weit verständlich, aus Bequemlichkeitsgründen Abstand davon zu nehmen. Gegenderte Wörter mögen kompliziert, ungewohnt und sogar etwas holprig klingen. Anfangs hatten wir genauso Probleme damit und mussten mit dieser Sprachweise warm werden. Gendern ist Gewöhnungssache – wenn man sich denn daran gewöhnen möchte. 

Für Menschen, die muttersprachlich eine geschlechtsneutrale oder geschlechtslose Sprache gelernt haben, ist es dagegen schwierig, Deutsch zu lernen. Denn es ist sprachlich etwas Neues. Menschen, die mit der deutschen Sprache vertraut sind, müssen sich nur darauf einlassen.

Kritikpunkt #4

Es gibt keine sprachliche Diskriminierung gegenüber nicht männlichen Personen, denn das generische Maskulinum bezieht alle mit ein.

Unsere gesamte Sprache ist gegendert. Auch das generische Maskulinum ist eine Form des Genderns, wenn auch eine sehr öde. Wer sagt, Frauen seien immer einfach mitgemeint, macht es sich einfach. Wir sind so sozialisiert, immer zuerst auf das Männliche zu schließen. Bei der Mehrzahl denken viele nur an Männer – wenn auch unbewusst.

Es gibt viele Studien dazu. Fast alle kommen zu dem Schluss, dass das generische Maskulinum die Assoziation männlich stärkt. Erstens, weil wir damit Menschen generell meinen. Zweitens, weil wir damit die geschlechtsspezifische Form meinen. Feminine Formen dagegen können nicht unbedingt für Männer verwendet werden. Dies schafft eine Asymmetrie, die Männern zugutekommt.

In diesem Sinne wird nun auch der Online-Duden gegendert: Alle 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen werden zurzeit angepasst. In Zukunft gibt es damit statt eines Wortartikels zwei – einen für die männliche und einen für die weibliche Form.

Wie Sprache Realität schafft

Ganz klar, alleine durch das Gendern kann keine Gleichberechtigung erreicht werden. Nur durch die Worte wird sich natürlich nicht die Einstellung aller ändern. Nur durch das Gendern lösen wir nicht all unsere globalen Probleme. Aber durch das Normalisieren von gendergerechter Sprache können wir das Bewusstsein von Kindern schärfen, die jetzt und in Zukunft sprechen lernen.

In einer Studie von 2015 wurden knapp 600 Grundschulkindern verschiedene Berufsbezeichnungen mit Beschreibungen vorgelesen. Entweder wurden den Kindern die Berufe in geschlechtergerechter Sprache vorgetragen oder im generischen Maskulinum.

Die Kinder sollten beantworten, ob sie sich vorstellen können, in diesem Beruf zu arbeiten. Es hat sich gezeigt, dass Mädchen, die mit geschlechtergerechten Bezeichnungen konfrontiert wurden, sich viel eher zutrauten, einen MINT-Beruf – das heißt im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – auszuüben.

Auch wenn gendergerechte Sprache wichtig ist, löst sie nicht das Problem von weiblichen und diversen Vorbildern. Besonders in MINT-Berufen fehlt es häufig an Role Models. Gendern kann aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein.

Wenn wir wissen, dass Menschen sich nicht diskriminierend ausdrücken sollten, ist es vielleicht normal, dass wir in anderen Lebensbereichen nicht diskriminieren.

Vielleicht hinterfragen Kinder dann auch, ob nur Männer Ingenieur werden können und nur Frauen Erzieherinnen. Kinder lernen, dass nicht nur Jungs programmieren können. Und Mädchen trauen sich Berufe eher zu, wenn davon auch die weibliche Form mit aufgeführt ist, wie auch der Kurzfilm Redraw the Balance zeigt.

Fazit

Die Gesellschaft ändert sich, die Sprache ändert sich: So wie wir immer häufiger englische Begriffe in den Sprachgebrauch übernehmen und sie grammatikalisch anpassen, genauso können wir auch das Gendern einführen. Das ist nicht schwer und schon gar nicht angsteinflößend. 

Wir bei Raidboxes haben uns für die Schreibweise mit Doppelpunkt entschieden. Zum einen, weil diese Form maschinenlesbar und inklusiver ist: Sprachausgabeprogramme lesen den Doppelpunkt automatisch als Pause. Zum anderen, weil der Doppelpunkt visuell eher verbindet als trennt.

Wir wissen, dass die Schreibweise nicht perfekt ist. Das muss sie aber auch gar nicht. Wir sehen den Doppelpunkt mehr als ein Werkzeug auf dem Weg in eine gerechtere Sprache. Gendern ist wahnsinnig wichtig, weil Sprache unser Denken formt und wie wir die Welt wahrnehmen.

„Languages of course are living things that we can own and change to suit our needs“ – verdeutlicht Caroline Criado-Perez. Und wir haben gerade ein Bedürfnis: die Gleichstellung aller Geschlechter.

Natürlich ist Gendern nicht der einzige Faktor für Gleichberechtigung. Trotzdem sollte das Thema berücksichtigt werden. Vor allem, weil das Verhältnis von Aufwand zu Wirksamkeit relativ gering ist. Bleibt noch zu sagen: Übung macht den Meister – und die Meister:innen.

Weitere Lektüre

  • Invisible Women
    In ihrem faktenreichen Buch erklärt die Autorin Caroline Criado-Perez das Phänomen Gender Data Gap. Sie zeigt, wo unsere Welt für Männer gemacht ist und warum das für Frauen gefährlich werden kann – eine Spurensuche nach Geschlechtergerechtigkeit im Alltag.
  • How Language Shapes the Way We Think
    Es gibt etwa 7.000 Sprachen, die auf der ganzen Welt gesprochen werden. Aber prägen sie auch die Art, wie wir denken? Die Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky teilt in ihrem TED Talk sprachliche Beispiele und mögliche Antworten.
  • Genderleicht.de und geschicktgendern.de
    Die Websites Genderleicht und Geschickt Gendern liefern dir viele nützliche Tipps und Tools zum diskriminierungsfreien Schreiben und Sprechen.
  • WordPress Code of Conduct
    Be considerate, respectful, and collaborative – das sind nur einige Verhaltensregeln aus dem Code of Conduct der WordPress Community. Sie alle stehen für gemeinsame Werte und ein respektvolles, kooperatives Miteinander.
  • Raidboxes Code of Conduct
    In unseren eigenen Leitlinien geht es unter anderem darum, ein Bewusstsein für ein diverses Team zu schaffen – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Befähigung oder Beeinträchtigungen, Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Religion (oder deren Nichtvorhandensein), Alter, gesellschaftlichem oder wirtschaftlichem Status.

Deine Fragen zum Gendern

Wie stehst du zur geschlechtergerechten Sprache? Helfen neue Schreibweisen? Lass es uns in den Kommentaren wissen! Du willst über neue Beiträge zu Raidboxes informiert werden? Dann folge uns auf TwitterFacebook oder über unseren Newsletter.

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12 Kommentare zu “Gendersensible Sprache: Zwischen Wahn und Sinn

  1. Ich frage mich, wie manche sprachlichen Herausforderungen überhaupt lösbar sein sollen. Ein Beispiel: Die gendersensible Umschreibung „unternehmerisch tätige Person“ für Unternehmer*in. Leider steckt im Adverb „unternehmerisch“ nur die männliche Form. Gendersensibel müsste das Adverb „unternehmer*inisch“ lauten. Das ist natürlich keine Lösung. Eine andere gendersensible Umschreibung lautet „gewerbetreibende Person“. Diese Umschreibung bietet ebenfalls keine Lösung, weil sie freiberuflich tätige Personen wie Ärztinnen/Ärzte, Rechtsanwältinnen/Rechtsanwälte, Journalistinnen/Journalisten, Designerinnen/Designer – um nur einige zu nennen – ausgrenzt. Wer hat eine Idee für eine Lösung?

  2. Kurz und knapp meine Meinung: Gendern (Doppelpunkt- und Sternchen-Kram) halte ich für absoluten Unfug und vollkommen überflüssig. Toleranz gegenüber Dritten ist hingegen angebracht.

    Wäret ihr nicht so top in euren Leistungen, wäre ich längst weg von euch als RaidBoxes. Somit bin ich mir gegenüber absolut inkonsequent (betrifft im übrigen NUR Apple und euch) und bleibe und erdulde einfach euer ständiges Gendern in jeglicher Schriftform.

  3. Gendern ist absoluter Blödsinn, nicht notwendig, auf die Sprache bezogen grammatikalisch falsch und benachteiligt zudem das männliche Geschlecht. Und ganz nebenbei ist Gendern auch noch Heuchelei.

    Gender-Mainstreaming bezeichnet die “Verwirklichung der Gleichstellung von Mann und Frau unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Lebensbedingungen und Interessen”.

    Gleichstellung hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun, sondern meint nicht Chancengleichheit, sondern Ergebnisgleichheit.
    Im Regelfall ergibt sich daraus eine (massive) Bevorzugung von Frauen bzw. teilweise auch schon Mädchen.
    Sehr schön zu sehen an bspw. den Bundesjugendspielen, Sportabzeichen oder bei Sporttests, die zwingend vorgeschrieben sind, bspw. Bundeswehr oder Polizei.
    Mädchen und Frauen haben sie selben Rechte und Möglichkeiten wie Jungen und Männer, dürfen also Schulfächer bzw. Berufe frei wählen. Die Anforderungen, die an sie gestellt werden, sind aber im Regelfall deutlich niedriger als bei Jungen bzw. Männern.

    Beim Sportabzeichen, gültig ab 2020 gilt z.B für Frauen – Lauf über 3000 m – > 20:50 Minuten für Männer 17:50 Minuten. Für beide jeweils Bronze in der Alterklasse 18-19 Jahre. Männer müssen also 3 Minuten schneller sein als Frauen.
    Besonders krass fällt die Frauenbevorzugung beim Kugelstoßen aus.
    Frauen in den Altersgruppen von 18 – 48 Jahren stoßen mit einer 4-kg-Kugel. Für die Altersgruppe 18 – 19 gilt eine Mindestweite von 6.5 Meter (Bronze).

    Bei den Männern muss die identische Altersgruppe mindestens 7,75 m weit stoßen, allerdings da schon mit einer 6 kg schweren Kugel. Ab 20 – 49 Jahren ist die Kugel 7,26 kg schwer, also 3,26 kg schwerer als die Frauenkugel – für Bronze muss mit dieser schwereren Kugel dann ebenfalls wieder eine höhere Weiter erzielt werden (7,75m 6,50 m).

    Von gleichen Rechten bzw. gleichen Chancen kann wohl kaum eine Rede sein. Und die Frauenbevorzugung gibt es nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Lebensbereichen.

    Zum Thema Gendersprech:

    In der Praxis bedeutet Gendern das Nennen aller oder beider Geschlechter im Sprachgebrauch, und nicht mehr nur das Nennen der männlichen Form.

    Es gibt in der deutschen Grammatik keine generische Form, die ein bestimmtes sexuelles Geschlecht meint. Es gibt auch keine Almosen, weil Frauen ja nur „mitgemeint“ sind, sondern sowohl beim generischen Maskulinum, als auch beim generischen Femininum sind Männer und Frauen gleichermaßen gemeint.

    Es gibt auch keine neutrale Formulierung wie „Lesende“, „Studierende“ oder „Radfahrende“, denn dies beinhaltet eine Tätigkeitsbeschreibung. Ein Radfahrer, der sein Fahrrad über eine Fußgängerampel schiebt ist eben kein Radfahrender, denn er geht und schiebt sein Fahrrad.

    Genauso wie wir festgelegt haben, dass am Anfang großgeschrieben wird, können wir auch neue Regeln festlegen. Zum Beispiel, dass es grammatikalisch korrekt ist, zu gendern – in welcher Form auch immer.

    Nein, es ist nicht korrekt und es ist auch nicht sinnvoll. Außerdem erschwert es gerade für Kinder und Ausländer das Erlernen der korrekten Sprache. Eine meiner Arbeitskollegen ist Türkin, lebt seit knapp fünf Jahren hier in Deutschland und kriegt jedes Mal die Krise und einen halben Wutanfall, wenn ihr dieses Gendersprech vorgesetzt wird.

    Gendern ist zudem nicht grammatikalisch korrekt, denn es heißt eben nicht „der Ärzt“ von den „Ärzt*innen“.

    Es gibt viele Studien dazu. Fast alle kommen zu dem Schluss, dass das generische Maskulinum die Assoziation männlich stärkt. Erstens, weil wir damit Menschen generell meinen. Zweitens, weil wir damit die geschlechtsspezifische Form meinen. Feminine Formen dagegen können nicht unbedingt für Männer verwendet werden. Dies schafft eine Asymmetrie, die Männern zugutekommt.

    Traue nie einer Studie, die du nicht selbst bezahlt hast.
    Richtig ist dagegen, dass die explizite feminine Form nicht nur nicht unbedingt, sondern gar nicht für Männer verwendet werden kann. Das Satiremagazin hat das Thema letztes Jahr auch schon einmal aufgegriffen.
    Es gibt nämlich nur eine explizite weibliche Form, die ausschließlich Frauen meint, es gibt aber keine rein männliche Form, mit der nur Männer gemeint sind.
    Laut Titanic müsste es also Polizisten – Polizistin – Polizister heißen. Oder Bäcker – Bäckerin – Bäckerer.
    Wenn überhaupt, werden also nicht Frauen, sondern Männer sprachlich unsichtbar gemacht.

    ber durch das Normalisieren von gendergerechter Sprache können wir das Bewusstsein von Kindern schärfen, die jetzt und in Zukunft sprechen lernen.

    Hier wird kein Bewusstsein geschärft, sondern Kinder werden indoktriniert. Sie sind ja auch noch so schön einfach zu beeinflussen. Wobei es in den jungen Jahren auch wieder vor allen Dingen Frauen sind, die die Erziehung und den Umang übernehmen. Der Großteil der Erzieher und Grundschullehrer sind nämlich weiblich. Das wäre ja vielleicht mal ein Fall für eine Geschlechterquote, wie sonst die Frauenquote.
    Bei Drecksarbeit, bspw. als Müllwerker oder Kanalarbeiter schreit übrigens keine Feministin nach Frauenquoten. 😉

    Damit sind wir dann auch beim Thema Heuchelei.

    Was heutzutage als „gendergerechte“ Sprache vorgegeben wird, an Universitäten mit dem Zwang zur Verwendung übrigens regelmäßig gegen Prüfungsordnungen verstößt, ist einfach nur eine krankhafte Ideologie, die Menschen praktizieren, „welche sich selbst als bessere Menschen inszenieren wollen“ (sinngemäß Judith Basad, NZZ).

    Im Übrigen ist Gendern (Gendersprache) eine absolute Heuchelei. Denn wenn es wirklich um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung gehen würde, müsste konsequent alles gegendert werden.
    Geht es aber um negative Begriffe wie „Mörder“, „Verbrecher“, „Täter“ etc. ist es mit dem Anspruch an eine angeblich gendergerechte Sprache sehr schnell vorbei.
    Die übliche Rosinenpicker von Feministinnen halt…

  4. Warum muss die sechsstellige Zahl blinder Menschen eigentlich dem Diktat der politischen Hyperkorrektheit zum Opfer fallen, für welche die „gendergerechte“ Sprache aufgrund mit Sonderzeichen zersägter Wörter zum Horror wird?

    „Für blinde und sehbehinderte Menschen ist das Gendern durch Satz- und Sonderzeichen problematisch. Personen, die Texte vorlesen, gehen unterschiedlich mit diesen Zeichen um. […] Der Doppelpunkt steht auf einer Liste nicht empfohlener Gender-Kurzformen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Gründe sind Probleme beim Vorlesen – sei es durch einen Computer oder durch eine Person – und bei der Darstellung in Blindenschrift. Trotzdem wird der Doppelpunkt zunehmend als eine besonders blinden- und sehbehindertenfreundliche Form des Genderns dargestellt. Grund ist vermutlich die Annahme, dass der Doppelpunkt von Screenreadern standardmäßig nicht vorgelesen werde, weil er im Gegensatz zu Stern und Unterstrich kein Sonderzeichen, sondern ein Interpunktionszeichen ist. Abgesehen davon, dass dies von den Screenreadern unterschiedlich gehandhabt wird, hat der Doppelpunkt jedoch wichtige Funktionen, weshalb viele blinde und sehbehinderte Menschen ihn sich vorlesen lassen. Das Unterdrücken des Doppelpunktes führt zudem zu einer längeren Pause als das Unterdrücken anderer Zeichen. So kann der Eindruck entstehen, der Satz sei zu Ende.“ Quelle: https://www.dbsv.org/gendern.html

    Der Blindenverband bittet, den Sprech nicht zu verwenden. 65 % der Mehrheit möchte den Sprech nicht. Das Problem, dass sich Menschen nicht „inkludiert“ fühlen, trat erst auf, als man mit der sogenannten „gendergerechten Sprache“ nun jeden darauf hinstupst, dass der herkömmliche Sprachgebrauch „unsensibel“ ist.

    Aus der Perspektive benachteiligter Gruppen heraus wird die Mehrheit – sprich: die Mitte der Gesellschaft – unter den Generalverdacht der strukturellen Diskriminierung, des Rassismus oder des Sexismus gestellt.

    Es gibt auch Studien, die zeigen, dass Menschen sich nicht mehr angesprochen fühlen, nachdem die Diskussion erst aufgekommen ist. Und sogar Berufe monetär abgewertet werden, sobald diese „gegendert“ werden (https://www.youtube.com/watch?v=xduzZg7nhr8)

    Ja, Sprache ändert sich. Aber durch die Mehrheit der Sprecher und dies vorwiegend aus sprachökonomischen Gründen und nicht durch eine Minderheit in ihrer Position in Verwaltung, ÖR und Unis. Selbst die Feministin Nele Pollatschek nennt den Sprech „sexistisch“ und verbittet sich ihn ihr gegenüber, weil damit immer das Geschlecht betont wird, wo es keine Rolle spielt.

    „Während die Deutschen sich für das permanente Benennen von Geschlechterunterschieden entschieden haben, haben die Briten sich entschieden, das Anzeigen von Geschlechtlichkeit so weit wie möglich zu vermeiden. Dafür haben sie mit typisch britischer Pragmatik, die Form gewählt, die ihre Sprache sowieso als generisch hergibt. Diese Form ist im Englischen, genau wie im Deutschen, identisch mit der männlichen Form, im Deutschen wird sie durchaus kritisch als „generisches Maskulinum“ bezeichnet“ (https://www.tagesspiegel.de/kultur/deutschland-ist-besessen-von-genitalien-gendern-macht-die-diskriminierung-nur-noch-schlimmer/26140402.html)

    Bitte daher nicht – zumal es auch gesellschaftlich spaltet, wie man in zahlreichen Kommentarspalten sieht.

  5. > Kritikpunkt #4
    > Es gibt keine sprachliche Diskriminierung gegenüber nicht männlichen Personen, denn das generische Maskulinum bezieht alle mit ein.
    >
    > [..] Auch das generische Maskulinum ist eine Form des Genderns [..] Wer sagt, Frauen seien immer einfach mitgemeint, macht es sich einfach. Wir sind so sozialisiert, immer zuerst auf das Männliche zu schließen.

    Es sollte (sich) einfach umsozialisiert werden, statt das über Umsprachung zu versuchen; das ist sogar direkt wirksam!

  6. Liebe Annie Sprengelmeyer,

    herzlichen Dank für diesen exzellenten Artikel. Er macht auch deutlich, wie wichtig es ist, dass sich Menschen, die zusammen an einem Projekt oder in einer Institution arbeiten, über ihre Haltung zum Gendern auseinandersetzen. Dies gilt um so mehr, wenn sie, so wie Raidboxes, über geschriebenen Text ihre Produkte in der Welt präsentieren.

    Zwei Tipps zum geschlechtergerechten Schreiben möchte ich ergänzen:
    1. Verwendet Gendersternchen & Co. nur im Plural. Im Singular entstehen krude Grammatikprobleme. Bei uns im Textlabor (https://www.genderleicht.de/textlabor-uebersicht/) kommen ständig Fragen an wie: „Das sieht doch komisch aus: Mit welche*r/m gute*n Texter*in …“
    2. Nehmt weniger Personen und mehr starke Verben. Beschreibt Tätigkeiten, statt aus Verben Personen zu konstruieren. Das reduziert die Zahl der Sternchen und der Text kommt wieder in Fluss.

    Ich freue mich, dass wir uns gemeinsam für die Sichtbarkeit von Frauen und überhaupt allen Geschlechtern einsetzen.

    Gruß
    Christine Olderdissen
    Projektleitung Genderleicht.de

  7. Hallo liebes Raidboxes-Team,

    ich finde diesen Artikel sehr schön geschrieben und vor allem das Thema sehr wichtig.
    Jedoch möchte ich anmerken, dass im Artikel nur die männlich und die weibliche Form benannt werden. Hiernach würde es also ausreichen „LeserInnen“ zu schreiben. Erst das Einfügen von _ oder * beziehen alle „Geschlechter“ mit ein. „Nicht-binäre Menschen identifizieren sich nicht als weiblich und auch nicht als männlich, sondern z.B. dazwischen oder ganz anders“ (https://genderdings.de/gender-woerterbuch/#non-binary).
    Hierzu hätte ich mir einen kurzen Kommentar unter „Was bedeutet Gendern?“ gewünscht.

    Trotzdem ein guter Beitrag.
    Vielen Dank!

    1. Hallo zurück,

      gut, dass du es nochmal betonst: Das Binnen-I und die Beidnennung beziehen nur Personen mit ein, die sich als Mann oder Frau identifizieren. Der Unterstrich (auch Gender Gap genannt), das Sternchen und der Doppelpunkt beziehen alle Geschlechter mit ein.

      LG Annie

  8. Wir gendern mit Sternchen, und empfehlen unseren Kund*innen es auch so zu tun.

    Den Doppelpunkt finde ich aber auch gut, Krautreporter hatte hierzu auch einen super Artikel.

    Die von euch angesprochene Möglichkeit 2 “Beidnennung” ist keine Möglichkeit, da sie binär ist und von einer Welt ausgeht, in der es nur Frauen und Männer gibt – Trans und Inter wird hierbei z.B. komplett ausgeschlossen. Ich würde daher von der Beidnennung ganz klar abraten.

    Bei Möglichkeit 3 “Neutralisieren” gibt es trotzdem Situationen, wo man sich für eine weitere Form entscheiden muss: Es klappt nicht immer mit dem Neutralisieren. In diesen Fällen rate ich zu Neutralisieren + Gendersterchen oder Doppelpunkt.

    Viele Grüße
    Philipp

    1. Hi Philipp,
      danke, dass du deine Erfahrungen und Empfehlungen mit uns teilst! 🙃

      Genau, die Beidnennung vermeiden wir aus den genannten Gründen möglichst und verwenden sie nur da, wo es notwendig ist – etwa bei unseren Keywords.

      Ja, es gibt Bezeichnungen, die sich nicht so gut umformulieren lassen. Die Erfahrung haben wir auch gemacht und aller Anfang ist schwer. Danke für deinen Tipp dazu! Je mehr wir eine inklusive Sprache in unseren Alltag integrieren, umso leichter gehen uns diese Schreibweisen von der Hand und werden zur Gewohnheit. 🎖✍️🗒

      Viele Grüße
      Annie

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