Gutenberg Editor Phase 3

Vorschau auf Phase 3 des WordPress Editors Gutenberg

Die Modernisierung von WordPress geht in die nächste Phase. „Collaboration“ steht nun auf dem Plan. In diesem Artikel gebe ich dir eine erste Übersicht zu den geplanten neuen und verbesserten Funktionen. Auch ein Redesign des Backends ist vorgesehen.

Das „Gutenberg“ Projekt von WordPress besteht aus insgesamt vier Phasen, von denen zwei als so fortgeschritten gelten, dass nun die nächste startet. Als kurze Erinnerung: Phase 1 hatte den Titel „Easier Editing“ und bestand im Wesentlichen aus dem Block Editor, der mit WordPress 5.0 als neuer Standard eingeführt wurde. Die Arbeit daran ist natürlich nicht abgeschlossen. Aber die Zeit massiver Veränderungen ist zunächst vorbei.

Ähnlich gilt das für Phase 2 („Customization“). Sie begann mit WordPress 5.8. Eine große Neuerung war hier das Site Editing. Blöcke lassen sich seitdem auch außerhalb der Inhalte nutzen, um Design und Funktionen einer Website anzupassen, sofern das eigene Theme mitspielt. Auch Block Patterns, das Block Directory und Block Themes gehören in diese Phase.

Nachdem nun also Blöcke an vielen Stellen Einzug gehalten haben, geht es im dritten Schritt darum, Arbeitsabläufe zu verbessern. Diese Phase 3 hat den Obertitel „Collaboration“. Das betrifft vor allem Teams, die bislang auf Plugins oder Drittanbieter Dienste ausweichen mussten, um ihre Arbeit zu organisieren und zu koordinieren. Das wird auch Zeit, denn WordPress wird schon lange auf großen Websites eingesetzt, an denen zahlreiche interne und externe Helfer:innen arbeiten. Es fehlten bislang viele Funktionen, die eine solche Zusammenarbeit erleichtern oder überhaupt ermöglichen.

Phase 3 wird ebenso Verbesserungen für Einzelnutzer:innen bringen, wie du gleich sehen wirst.

In einer Reihe von Posts hat das Team im „Make WordPress Core“ Blog vorgestellt, wohin die Reise gehen soll und wünscht sich Feedback von Entwickler:innen dazu. 

Hier ein Überblick zu einigen wesentlichen Ideen und Konzepten:

Kollaboration in Echtzeit

Aktuell legt WordPress immer mal wieder Hürden in den Weg, wenn mehr als eine Person an den Inhalten einer Seite arbeitet. So ist etwa ein Post gesperrt und damit für andere unzugänglich, sobald ihn jemand bearbeitet. Eine andere Person kann ihn nur „übernehmen“ und damit entsperren. Zwei oder mehr Personen können aber nicht gleichzeitig bearbeiten, wie man es etwa von Google Docs und ähnlichen Angeboten kennt. Gutenbergs dritte Phase soll diesen Punkt nun beheben.

Dabei macht das verantwortliche Team klar, dass diese Funktionen so vielen Nutzer:innen wie nur irgend möglich zur Verfügung stehen sollen. Ausgeschlossen sind daher alle Lösungen, die komplexe Server Setups benötigen. Wie Matias Ventura im „Make WordPress Core“ Blog schreibt, wollen sie offene Webstandards wie WebRTC als Grundlage nutzen. 

Gleichzeitig soll das System am Ende flexibel genug sein, um sich für individuelle Lösungen ergänzen und anpassen zu lassen. So könnten Plugins etwa ermöglichen, dass mehr Nutzer:innen gleichzeitig an einem Inhalt arbeiten können, als über die Standard Implementierung möglich ist.

Ein wichtiger Punkt für diese Funktionalitäten sind Konfliktlösungen, also der Umgang mit sich widersprechenden, gleichzeitigen Änderungen, die von verschiedenen Nutzer:innen stammen. Oder aber Situationen, in denen eine Person offline ist, während sie weiter an einem Inhalt arbeitet. Hier wird wahrscheinlich Yjs zum Einsatz kommen.

Außerdem steht auf der Wunschliste des Teams, dass für alle Beteiligten sichtbar ist, wer gerade aktiv ist und einen Inhalt bearbeitet („Presence“). Auch das kennt man von Angeboten wie Google Docs, die visuell darstellen, wer einen Inhalt betrachtet oder bearbeitet.

Bei alledem will das Team diese neuen Funktionen über die vorhandene Block-API realisieren. Auf diese Weise wollen sie sicherstellen, dass es ohne weitere Anpassungen an den Blöcken funktioniert. 

Bessere Zusammenarbeit

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Workflows und Veröffentlichungsprozesse. Ziel ist es, den gesamten redaktionellen Arbeitsablauf vom ersten Entwurf bis zur Veröffentlichung nahtlos zu unterstützen. Nutzer:innen sollen etwa Kommentare, Änderungsvorschläge und Feedback direkt innerhalb des Editors einfügen können. Auch das Markieren einer anderen Person soll möglich sein, um etwa eine Kolleg:in auf eine Aufgabe aufmerksam zu machen.

Über anpassbare Review Prozesse ließe sich dann außerdem definieren, welche Schritte erfüllt sein müssen, bevor ein Beitrag überhaupt veröffentlicht werden kann. Zum Beispiel könnte eine Person noch ausstehende Medien Blöcke markieren, die ein anderes Teammitglied ausfüllen muss. Das ist enorm hilfreich, wenn Text und Bild von verschiedenen Mitarbeiter:innen oder gar Abteilungen kommen, wie es bei größeren Projekten oft der Fall ist. Darüber hinaus ist es denkbar, weitere Bedingungen zu schaffen, bevor ein Inhalt veröffentlicht werden kann. Der offizielle Post nennt als Beispiele eine bestimmte Wortanzahl oder Felder, die zwingend ausgefüllt sein müssen. Diese Funktionalität direkt ins System zu integrieren, könnte Abstimmungsprozesse vereinfachen und dafür sorgen, dass Mitarbeiter:innen wichtige Angaben nicht vergessen.

Auch das Teilen von Inhaltsentwürfen oder Designänderungen soll einfacher werden, mit detaillierter Zugriffskontrolle und einstellbaren Berechtigungen. Hier würde ich mir persönlich erhoffen, dass sich Entwürfe einfach mit externen Personen teilen lassen, die keinen Zugriff aufs WordPress Backend haben. 

Interessant klingt die Idee, die Vorschaufunktion so zu erweitern, dass Plugins sie vielfältiger nutzen können. Beispielsweise könnte ein Membership Plugin zeigen, wie ein Inhalt für Mitglieder und Nichtmitglieder aussieht. Andere Beispiele sind Vorschauen mit Werbeanzeigen im Beitrag und ohne oder wie ein Beitrag im RSS-Feed oder Newsletter aussieht.

Und zu guter Letzt: Wenn mehrere Personen an einem Inhalt arbeiten, sollte sich das idealerweise nach außen hin darstellen lassen. WordPress kann heute ohne zusätzliche Plugins bekanntlich nur eine:n Autor:in pro Inhalt anzeigen.

Trotz dieser neuen Funktionen soll die Benutzeroberfläche für Schreibende und Bearbeitende übersichtlich bleiben. Das dürfte durchaus eine Herausforderung werden.

Mehr Funktionen für die Versionierung

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Kollaborations Workflows sind die Versionen und die Versionshistorie der Inhalte. Hier sind umfangreiche Verbesserungen geplant, um Änderungen deutlicher sichtbar zu machen.

Bisher zeigt WordPress zwar den Unterschied zwischen zwei Versionen an. Für die Inhalte von Blöcken ist das aber oft nicht aussagekräftig genug und für Laien schwer zu verstehen. Das Team will eine bessere visuelle Darstellung der Änderungen entwickeln, die besser zu erfassen ist.

Neu ist auch, dass künftig nicht mehr nur ein kompletter Inhalt versioniert ist, sondern sogar einzelne Blöcke. So lässt sich etwa gezielt die frühere Version eines Bildblocks wiederherstellen, ohne dass sich der Rest des Inhalts ändert.

Für global verwendete Styles und wiederverwendbare Patterns sind Vergleichsansichten geplant, bei denen sich je nach Anwendungsfall zwei Versionen nebeneinander oder mit einer Überlagerung anzeigen lassen. Das soll Unterschiede bei der Gestaltung einfacher erkennbar machen.

Ziel der Verbesserungen ist, dass Änderungen auf einen Blick erkennbar sind – egal ob Inhalte, Styles oder Patterns. Das würde die kollaborative Arbeit deutlich vereinfachen und gleichzeitig sicherstellen, dass sich einzelne Fehler schnell korrigieren lassen.

Natürlich müssen diese Funktionen gut mit den anderen Neuerungen zusammenspielen, die ich weiter oben vorgestellt habe. Außerdem denkt das Team bereits an Phase 4 von Gutenberg, wenn es um Internationalisierung geht, also Websites mit mehreren Sprachversionen. Auch das soll schließlich Teil des WordPress Core werden.

Weitere Hinweise und Beispiele findest du in „Revisions“ Posts.

Modernere Mediathek

Die Mediathek hat sich in den ersten Gutenberg Phasen nur in kleinen Schritten verändert. Die Teams hatten allerdings auch genug andere Baustellen. In Phase 3 steht nun eine umfassende Modernisierung an.

Geplant sind etwa erweiterte Management Funktionen wie Kategorien und Tags für Medien. Auch die Ansichten und Filter stehen auf der To-do-Liste: Damit soll es leichter werden, die passenden Dateien zu finden. Bei großen und langjährigen Projekten mit tausenden Bildern ist das heute eine enorme Herausforderung, weshalb oft spezialisierte Plugins zum Einsatz kommen.

Ein weiteres Ziel ist es, die Medienbearbeitung im Block Editor und die Einzelansichten für Medien besser zusammenzuführen. Der offizielle Post nennt hier etwa vereinheitlichte Crop Funktionen als Beispiel.

Auch das Einfügen von Medien möchte das Team so verändern, dass Nutzer:innen nicht immer die gesamte Mediathek öffnen müssen. Wurden etwa Bilder schon hochgeladen, aber noch keinem Beitrag zugeordnet, könnte WordPress diese beim Einfügen eines Bildblocks direkt anzeigen. 

Auf der To-do-Liste stehen ebenso die Workflows rundum veröffentlichte Medien sowie Beitragsformate, die nur aus einem Medienblock bestehen. Hier soll es nicht nur Verbesserungen für Bilder geben, sondern auch für Audio, Video und andere Dateiformate, wie Matias Ventura in seinem Post zum Thema schreibt.

Zieht man in Betracht, wie wichtig multimediale Inhalte heutzutage oft sind, sind diese Neuerungen und Verbesserungen auf jeden Fall sehr zu begrüßen. Eine bestimmte Datei zu finden, ist heute nicht immer so einfach, sofern nicht alle im Team diszipliniert sind und alles sinnvoll benennen. Zugleich wird es interessant zu sehen sein, wie gut die neue Mediathek mit anderen neuen Funktionen wie etwa den Workflows für Teams zusammenarbeitet.

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Besseres Handling für Blöcke

Da Blöcke inzwischen eine so wichtige Rolle spielen, soll Phase 3 des Gutenberg-Projekts das Management der Block Library verbessern.

Geplant ist, den vorhandenen Block Manager in eine zentrale Verwaltung für Blöcke auszubauen, ähnlich der Umgebung für Plugins. Dann können WordPress Admins etwa einzelne Blocktypen global für die ganze Seite aktivieren oder deaktivieren. Über erweiterte Berechtigungskontrollen soll sich außerdem genauer festlegen lassen, welche Blöcke für welche Nutzerrollen verfügbar sind. Auch einzelne Funktionen eines Blocks lassen sich dann laut der offiziellen Pläne gezielt freischalten.

Außerdem gibt es bereits eine versteckte Funktion, um etwa Post Typen mit Blöcken zu verknüpfen. So könnte ein bestimmter Typ etwa immer bereits einen Bild Block haben anstatt eines leeren Textprompts. Diese Funktion soll künftig einfacher auffindbar und nutzbar sein.

Auch das Installieren von Blöcken aus dem Verzeichnis soll komfortabler als bisher werden. So soll etwa besser erkennbar sein, welche eigenen Blöcke ein Plugin hinzufügt.

Diese umfangreiche Wunschliste dürfte sowohl Admins als auch Nutzer:innen von WordPress gut gefallen. Sie spricht viele Punkte an, die derzeit nicht optimal gelöst sind, weil sie zusätzliche Klicks erfordern. Und gerade der Punkt, bestimmte Blöcke und Blockfunktionen für ganze Nutzergruppen abzuschalten, dürfte so manche Kopfschmerzen von Website Admins verringern.

Backend Design und Navigation

Ein wichtiges Vorhaben in Phase 3 ist zu guter Letzt die Modernisierung und Überarbeitung des Backends. Nach vielen Jahren kommt hier nun ein umfassender Neuentwurf. Der Site Editor soll dafür als Ausgangspunkt und Anregung dienen.

Ein Aspekt ist es, die Navigation flexibler und modular zu gestalten. Die wichtigsten Menüpunkte ließen sich dann frei positionieren und anordnen, ähnlich der Widgets. Auch eine Unterscheidung zwischen Kernfunktionen und Plugin Bereichen ist denkbar.

Bei besonders vielen Menüpunkten soll eine „drilldown“-artige Navigation für mehr Übersichtlichkeit sorgen. Dabei werden Bereiche und Einstellungen schrittweise geöffnet, anstatt alles auf einer Ebene darzustellen. Das Backend soll sich zudem besser an individuelle Bedürfnisse anpassen lassen. Das Team untersucht, wie sich Teile des Adminbereichs optional ein- und ausblenden lassen.

Ein weiteres Ziel ist an dieser Stelle, Backend und Block Editor zu vereinheitlichen. Komponenten und Designsysteme aus dem Editor sollen deshalb im Adminbereich Einzug halten. Für Plugin Entwickler wird im Zuge dessen eine Bibliothek mit wiederverwendbaren UI-Komponenten aufgebaut. Das soll Plugins helfen, sich harmonisch in die Umgebung einzufügen.

Nicht zuletzt will das Phase 3 Team eng mit den Kolleg:innen von WP Feature Notifications zusammenarbeiten, damit Benachrichtigungen künftig einen separaten und kompakten Platz haben. Das würde den heutigen Wildwuchs am oberen Rand des Backends ablösen.

Fazit zu Gutenberg Phase 3

Viele Punkte auf der Wunschliste für die Phase 3 kann ich persönlich nur begrüßen. Die Funktionen zur Zusammenarbeit und generell für Workflows sind meiner Meinung nach überfällig. Wenn ich gemeinsam mit anderen eine WordPress Website betreue, finde ich es immer erstaunlich umständlich, alles extern zu organisieren und zu koordinieren.

Zugleich hoffe ich, dass all diese Funktionen die Arbeit unterstützen, ohne die optische und kognitive Komplexität von WordPress zu weit zu treiben. Der Wechsel vom simplen Rich Text Editor hin zum Block Editor war ein warnendes Beispiel: Die neue Oberfläche und die zusätzlichen Funktionen waren willkommen, die Nutzbarkeit des Editors hat aber zugleich gelitten. Es braucht oft deutlich mehr Klicks für denselben Effekt.

Insofern hoffe ich, dass das Team wie beschrieben nicht nur viele neue Features hinzufügt, sondern ganz grundsätzlich überdenkt, wie die verschiedenen Nutzer:innen von WordPress damit zurechtkommen.

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