Livestream Marketing

Livestream Marketing: Für wen es sich eignet und wie du es umsetzt

Mit Livestreams kannst du dich von deiner menschlichen Seite zeigen und ins Gespräch mit deinen Kund:innen kommen. Wenn du es richtig gut machen willst, solltest du den Aufwand allerdings nicht unterschätzen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Livestream Marketing einsetzen kannst und wie dir der Start gelingt.

Die technischen Hürden für Livestreaming sind inzwischen denkbar niedrig: Es gehört zum Angebot vieler Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram oder LinkedIn. Deshalb stellt sich für dich vor allem die Frage: Lohnt sich der Aufwand?

Denn auch wenn der Anfang schnell geschafft ist, wird es dich am Ende doch Zeit kosten. Das gilt vor allem dann, wenn deine Ansprüche steigen und es irgendwann mehr sein soll als eine spontane Aktion.

Was spricht für Livestreaming?

Einige von uns werden sich noch an das Cluetrain Manifesto von 1999 erinnern, an dessen prophetische erste These: „Märkte sind Gespräche.“ Es ist erstaunlich, wie sehr sich das bewahrheitet hat. Im Grunde lässt sich Social Media als Ganzes daraus ableiten, viele Jahre bevor Facebook & Co ihren Siegeszug angetreten haben.

Livestreaming ist eine besonders treffende Bestätigung dieser Vorhersage, denn hier kannst du wortwörtlich mit anderen ins Gespräch kommen. Auf diese Weise lernst du deine (potenzielle) Kundschaft besser kennen. Die eher ungeschliffenen Livestreams können zudem eine willkommene und sympathische Abwechslung sein, zur ansonsten oft perfekt inszenierten Marketing-Scheinwelt.

Livestream Marketing Sample
Beispiel von vidIQ: Live Testing von YouTube Kanälen

Deine individuelle Stimme kann (und sollte) beim Livestreaming deutlich werden. Gerade als Freelancer:in oder kleinere Agentur sammelst du hier Punkte, weil du deine eigene Brand Voice bist und sie nicht wie ein größeres Unternehmen erst mühsam finden musst. Siehe meinen Beitrag Brand Voice: Individuelle Stimme für dein Marketing.

Du wirkst dadurch erreichbar und fassbar und nicht wie eine bisweilen abstrakte Marke. Das ist ein Baustein für eine eine vertrauensvolle, wertschätzende Beziehung zu deinen potenziellen Kund:innen – ein wichtiger Baustein im Content Marketing, aber auch darüber hinaus.

Was spricht gegen Livestreaming?

Auch wenn inzwischen die technische Hürde für Livestreaming wie angedeutet denkbar niedrig ist, solltest du den zeitlichen Aufwand nicht unterschätzen. Einerseits sind Live-Videos zwar schneller umgesetzt als aufgezeichnete Videos, weil unter anderem der Aufwand für das Bearbeiten wegfällt. Aber dafür musst du andererseits mehr Zeit in die Vorbereitung und Umsetzung stecken: Wenn du keinen guten Plan hast, was du während deines Livestreams überhaupt machen willst, wird dir niemand zuschauen wollen.

Zudem ist nicht jedes Thema und jede Zielgruppe fürs Livestreaming gemacht. Vereinfacht gesagt kommt das Format zum Beispiel bei jüngeren Zuschauer:innen oftmals besser an, da sie es eher gewohnt sind. Eine ältere Zielgruppe wird eventuell weniger damit anfangen können, wobei es hier ganz stark auf deine Umsetzung ankommt.

Und Livestreams haben den Nachteil, dass die Zuschauerschaft Zeit haben muss, um daran teilzunehmen. Sie haben also meist eine geringere Reichweite als aufgezeichnete Videos, die je nach Thema über Monate oder gar Jahre weitere Views einsammeln können.

Letztlich spielt eine wichtige Rolle, ob du Lust darauf hast. Denn wenn das gegeben ist, kommst du eher auf Ideen, die deine Zielgruppe ansprechen. Und genau darauf kommt es letztlich an. Außerdem macht es mehr Spaß, dir zuzusehen, wenn du selbst Spaß dran hast!

Was kannst du mit Livestreaming machen?

Es gibt eine Grundregel: Du solltest einen Livestream nur dann anbieten, wenn du vor hast, die Besonderheiten dieses Formats zu nutzen. Dazu gehört in erster Linie die Interaktion mit der Zuschauerschaft.

Wenn du stattdessen einen zehnminütigen Monolog halten willst, dann zeichne diesen lieber vorab auf. Somit kannst du ihn perfektionieren und auf den Punkt bringen. Audio- und Videoqualität eines Livestreams sind zudem technisch bedingt nahezu immer schlechter. Einige Beispiele und Anregungen für dich:

Über die Schulter geschaut

Beliebt sind Livestreams, bei denen die Zuschauer:innen jemandem virtuell über die Schulter schauen. Du könntest also gezielt etwas vorführen. Stelle hier sicher, dass du weißt, was du zeigen möchtest und wie das genau funktioniert. Idealerweise nimmst du dir die Zeit, das einmal ohne Publikum grob durchzuspielen. Das Gute an diesem Format: Auch wenn gerade kein Feedback von deiner Zuschauerschaft kommt, hast du etwas zu tun. Es gibt keinen Leerlauf.

„Ask me anything“

Also eine Frage-Antwort-Sendung zu deinem Thema. Das ist sehr weit gefasst und du könntest Fragen zu deiner Karriere bekommen, zu deinen liebsten Tools oder Fachfragen zu deiner Arbeit. Thematisch enger wäre eine „Sprechstunde“ zu deinem Fachgebiet, die du regelmäßig anbietest und die sich klar an deine erhoffte Zielgruppe richtet.

Du kannst passende Fragen schon im Vorfeld einsammeln, indem du deine Social Media Follower oder die Leser:innen deines Newsletters fragst. Oder du überlegst, wonach du generell häufig gefragt wirst und welche Fragen du gern beantworten möchtest. Gerade anfangs kannst du nicht davon ausgehen, dass du ein großes und aktives Live-Publikum hast. Kommen während des Streams keine weiteren Fragen rein, hast du so trotzdem Material.

Website Klinik

Als Entwickler:in oder Webdesigner:in könntest du eine „Website-Klinik“ anbieten: Bei dieser gibt du Feedback zu einer konkreten Seite. Auch hier gilt: Die Websites könntest du vorab bestimmen oder deine Follower um Beispiele bitten. Das gibt dir die Chance, dich mit der Seite ein wenig auseinanderzusetzen, damit du etwas Sinnvolles zu sagen hast.

Spannende Personen einladen

Zum Beispiel jemanden aus deinem Kollegenkreis.  Erstellt euch vorab eine grobe Gliederung zu möglichen Themen. Vielleicht pickt ihr ein Hauptthema heraus, über das ihr euch vor allem austauschen wollt. Idealerweise startest du das mit einer Person, die du bereits gut kennst und mit der du dich auch sonst unterhältst. Dann wird es locker und entspannt. Setzt euch einen groben Zeitrahmen und legt los.

Kostenloses Live-Webinar

Du hast also zum Beispiel eine Präsentation vorbereitet und beantwortest Fragen aus der Zuschauerschaft. Du könntest dein eigentliches Webinar sogar vorab aufzeichnen und zum Livetermin einfach abspielen. Du wärest dann nur hinterher für die Frage-Antwort-Runde selbst live.

Expertise statt Sales

Denk bei alldem immer an deine Zielstellung: Letztlich wird es für dich beim Livestreaming darum gehen, dich als Fachperson zu positionieren oder etwas über deine Kundschaft zu lernen – und weniger (oder gar nicht) um den direkten Verkauf. Auch hier gibt es einige Parallelen zum ähnlichen Ansatz im Content Marketing.

Es gibt zugleich wie so oft keine Garantie, das sich deine Mühen auszahlen. Aber wenn du mit Livestream Marketing anfängst, dann versuche es regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg anzubieten. Denn nur so wirst du Erfahrungen sammeln. Zudem muss es sich erst herumsprechen, dass du auf Sendung gehst und man mit dir interagieren kann. Du brauchst also Geduld.

Zugegeben: Das ist alles leichter gesagt als getan. Gerade als Freelancer:in musst du dich schließlich noch mit anderen „Kleinigkeiten“ beschäftigen, etwa mit deinen Kundenprojekten. Die gehen logischerweise vor. Aber wenn du dir keinen konkreten Plan aufstellst, wird das Thema Livestreaming schnell hinten runterfallen.

Das richtige Konzept ist aus meiner Sicht, was zu dir passt, deine Zielgruppe interessant und nützlich findet und was dir bei deiner Positionierung hilft.

Livestream Marketing Schritt für Schritt

Wenn du noch keine Erfahrung mit Livestreams hast, solltest du das zunächst nachholen. Frei nach dem Motto: Erst einmal loslegen und dann mit der Zeit besser werden („learning by doing“). Diese Livestreams müssen nicht sofort unter dem Namen deines Unternehmens erscheinen. Du kannst sie stattdessen rein privat ausprobieren, um den Erfolgsdruck zu verringern.

Wenn es gut zu dir und der Marke passt, kannst du natürlich sofort unter dem eigentlichen Namen starten. Du solltest nur davon ausgehen, dass die ersten paar (dutzend) Livestreams noch nicht sonderlich gut sind. Denn vor der Kamera zu sein, ist für viele schon ungewöhnlich und herausfordernd genug. Das auch noch vor Publikum zu tun, ist eine Stufe aufregender.

Die Herausforderung für dich ist nicht nur, dass man dir vielleicht dabei zusieht, wie es nicht so rund läuft. Du musst vor allem etliche Dinge im Blick behalten: So werden deine Zuschauer:innen reagieren, Feedback geben und Fragen stellen. Eventuell hast du einen Gast bei dir im virtuellen Studio, den du ebenfalls zu Wort kommen lassen willst. Und dann immer die Frage im Hinterkopf, ob der Stream eigentlich noch läuft oder ob das Bild gerade eingefroren ist …

Meine beiden Tipps, um solche Probleme zu verringern:

  • Nimm dir nicht so viel auf einmal vor.
  • Plane möglichst gut vor und halte fest, was du tun musst und sagen willst.

Damit sollte der Start gleich besser gelingen. Mit der Zeit entwickelst du dann Routinen. Vielleicht hast du eine Checkliste parat, damit du an alles denkst. Oder noch besser: Du machst den Livestream nicht allein, sondern jemand unterstützt dich im Hintergrund beispielsweise dabei, die Kommentare im Blick zu behalten.

Die richtige Plattform

Es gibt wie eingangs erwähnt etliche Möglichkeiten, live zu gehen. Welche Plattform am besten zu dir und deiner Idee passt, ist eine sehr individuelle Sache. Die Frage beantwortet sich vor allem danach, wo sich deine Zielgruppe gewöhnlich aufhält und wo sie daran interessiert ist, von dir in dieser Form zu hören.

  • Facebook kann sich anbieten. Die Livestream-Funktion gibt es sowohl für Privatpersonen als auch für Facebook Pages. Den Termin kannst du vorab einstellen und somit ankündigen.
  • YouTube wiederum ist besonders geeignet, wenn du einen offenen Zugang zu deinem Livestream ermöglichen willst, da man ihn hier ohne Login ansehen kann. Du kannst deine Livestreams vorher, während und hinterher auf deiner Website einbetten, wie jedes andere YouTube Video. Sie landen danach zudem in der Videoliste deines YouTube-Kanals und sind auch über die Suche auffindbar.
  • LinkedIn ist sicher ebenfalls eine gute Idee, da du hier eine Business-Zuschauerschaft erreichst. Die Live-Funktion steht allerdings nicht allen Profilen und Seiten automatisch zur Verfügung. Hier findest du weitere Informationen dazu.

Weitere Angebote wie Instagram Live oder Twitch sind vor allem interessant, wenn du dort eh bereits aktiv bist. Oder wenn es besonders gut zu deiner Zielgruppe passt.

Die richtige Software

Um loszulegen, brauchst du keine spezielle Software. Du nutzt einfach die eingebaute Funktion in der Plattform deiner Wahl. Erst wenn du mehr machen und erreichen willst, kommen zusätzliche Programme und Dienste ins Spiel. Das kann wie Ecamm Live oder OBS Studio etwas sein, das du auf deinem Computer installierst. Oder du nutzt einen Onlineservice wie StreamYard oder Melon.

Mithilfe dieser Tools kannst du deinen Livestreams besser und interessanter gestalten und über mehr als eine Plattform zugleich ausstrahlen. Zudem wird es für dich einfacher, Gäste einzuladen sowie andere Inhalte einzubinden: Du kannst beispielsweise deinen Bildschirm teilen oder ein Video abspielen. Je nach Plattform lässt sich zudem mehr als eine Kamera nutzen, so dass du zwischen verschiedenen Perspektiven wechseln kannst.

Die richtige Ausrüstung

Ähnlich wie bei der Software, liegt die Sache bei der Hardware: Zum Start brauchst du an sich noch keine spezielle Ausrüstung. Dein Smartphone oder die Webcam in deinem Laptop reichen bereits aus. Willst du den nächsten Schritt gehen, gibt es einige empfehlenswerte Möglichkeiten.

Videos mit wenig Budget

In einem eigenen Artikel erkläre ich bereits, wie du mit kleinem Budget eine gute Videoqualität erreichst. Die Tipps darin gelten auch für Livestreams: Achte auf den Ton, die Bildgestaltung und die Beleuchtung. Du erfährst zudem, mit welchen einfachen Mitteln du anfangen kannst und wann sich ein Upgrade lohnt.

Einen Hinweis möchte ich beim Thema Kamera ergänzen: Hochwertige Modelle haben zwar eine schöne Bildqualität und sind flexibler einsetzbar als die eingebaute Webcam in deinem Laptop. Aber du musst vorab gut recherchieren, inwiefern sie sich für Livestreams einsetzen lassen. Manche Kameras bieten eine solche Funktion standardmäßig an. Dann musst du sie nur mit deinem Rechner verbinden, zum Beispiel via USB. Bei anderen brauchst du eventuell eine zusätzliche Hardware wie einen HDMI-USB-Adapter.

Hier gibt es allerdings weitere Fallstricke wie eine zu alte USB-Generation an deinem Rechner. Ein grundsätzliches Problem kann zudem sein, dass das Bild leicht verzögert beim Computer ankommt, wodurch es eventuell nicht mehr mit dem Ton synchron ist.

Kurzum: Eine hochwertige externe Webcam oder ein modernes Smartphone sind besonders für Einsteiger wohl die bessere Wahl. Beide Lösungen arbeiten sehr einfach mit Livestreaming-Angeboten zusammen.

Livestreaming Beispiele

Durch die formatbedingte Kurzlebigkeit sind Beispiele für Livestreams nicht so einfach zu finden. Am ehesten ist das der Fall, wenn YouTube zum Einsatz kommt, denn wie oben erwähnt sind die Streams hier auch hinterher einfach auffindbar.

Folgend ein so nützliches wie sympathisches Beispiel von Perspective. Das Team zeigt via Livestream, wie man den Dienst für eine konkrete Anwendung nutzt. Das ist zwar weniger effizient als die typischen How-to-Videos. Dafür ist es jedoch leichter nachvollziehbar, gerade weil es nicht perfekt ist und eher dem Gedankengang der Nutzerschaft entspricht. Wer live dabei war, konnte natürlich Fragen stellen:

Ein weiteres Beispiel stammt von vidIQ. In diesem Fall konnten die Zuschauer:innen ihren YouTube-Kanal live von den Fachleuten im Livestream beurteilen lassen und Tipps bekommen, wie er sich verbessern lässt:

Livestreams können eine schöne Ergänzung für deine Marketing-Aktivitäten in eigener Sache sein. Wie beschrieben haben sie einige Nachteile, aber eben auch einige Besonderheiten – wie die Interaktion mit deinen Zuschauer:innen. Da die technischen Hürden so niedrig sind, lassen sie sich zudem recht einfach ausprobieren.

Insofern kommt es vor allem darauf an, eine gute Idee zu haben und sich dann die Zeit zu nehmen, sie umzusetzen. Ich freue mich über deine eigenen Beispiele zu Livestream Marketing, in den Kommentaren.

Deine Fragen zu Livestream Marketing

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